Johanna Thali: Beten – Schreiben – Lesen. Literarisches Leben und Marienspiritualität im Kloster Engelthal.
„Beten – Schreiben – Lesen. Literarisches Leben und Marienspiritualität im Kloster Engelthal“. Unter diesem Titel hat Johanna Thali ihre Dissertation im Dezember 1998 der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg/Schweiz vorgelegt. Sie ist in der Reihe „Bibliotheca Germanica“ Band 42 im A. Francke Verlag, Tübingen und Basel, 2003 als Buch erschienen.
Das Kloster Engelthal hatte im 14. Jahrhundert eine umfangreiche und vielfältige Literaturproduktion. An ihr beteiligten sich eine beachtliche Zahl von Nonnen und Seelsorgern. Überliefert sind: Die Gnadenvita des Klosterkaplans Friedrich Sunder. Im Fragment die ‚Vita der Schwester Gertrud von Engelthal’. Die Gnadenvita der Adelheid Langmann. Das Engelthaler Schwesternbuch ‚Von der genaden uberlast’. Und das Engelthaler Bücherverzeichnis von 1447.
Die Arbeit von Johanna Thali setzt sich – am Beispiel der Engelthaler Schriften – mit der Tradition der Viten- und Offenbarungsliteratur der Süddeutschen Dominikanerinnenklöster auseinander. Dabei hat die Figur der Maria für die mittelalterliche Frömmigkeitsgeschichte eine zentrale Bedeutung.
Die Funktion der Texte ist im weitesten Sinn Lebenshilfe und Sinnvermittlung. Die Texte sind keine theoretischen theologischen Abhandlungen sondern veranschaulichen heilsrelevantes Wissen, das für das alltägliche Leben der Nonnen und ihre Identität ausschlaggebend ist. Sie visualisieren das (unsichtbare) Gnadengeschehen der Messe, den Sinn des Gebetslebens einer Ordensfrau als Braut Christi im Dialog mit dem himmlischen Bräutigam, sie stellen immer wieder den Sinn und die Wirkmächtigkeit des Fürbittengebets unter Beweis und vermitteln Zuversicht im Hinblick auf Sterben, Tod und ewiges Leben.
Die Verbreitung der Engelthaler Literatur mag nach außen der materiellen Absicherung des Klosters gedient haben. – Hier hat auch die als Heilige verehrte Christine Ebner ihre Bedeutung. Die Texte aus Engelthal zeigen, dass Engelthal ein Ort göttlichen Gnadenwirkens war (ist?). Das Kloster war attraktiv für eine Grablege, für Stiftungen von Seelenmessen, als Ort, an den man die Töchter hingibt oder seinen Lebensabend als Pfründner verbringt.
Johanna Thali macht die Bedeutung des Kloster Engelthal bewusst. Wir sollten sie nicht vergessen!
Siegfried Schwemmer (ehem. Pfr. in Engelthal)