Evangelische Kirchengemeinde Engelthal

Christina Ebner

Schwester Gertrud und Bruder Heinrich; vor allem aber Adelheid Langmann und Christina Ebner vertreten die Engelthaler Mystik. Vom geistigen Leben der Nonnen hat sich bis heute ein Schatz von Manuskripten erhalten. Diese sind unter anderem in Nürnberg, München, Stuttgart und Wolfenbüttel aufbewahrt und in der Germanistik immer wieder untersucht worden. Engelthal hatte Anteil an der so genannten oberdeutschen Mystik um Johannes Tauler und Heinrich Seuse, und insbesondere am Werk der Mechthild von Magdeburg, deren Werk durch Heinrich von Nördlingen auch nach Engelthal vermittelt wurde.

Beispielhaft soll hier Christina Ebner (1277-1356), Patriziertochter aus Nürnberg, vorgestellt werden. Sie kam im Alter von 12 Jahren nach Engelthal. Wie jede Nonne hatte sie die Aufgabe, hier für ihre Familie zu beten, aber sie bekam auch Ämter übertragen, zum Beispiel als Werkmeisterin oder Stiftungsverwalterin. Eine Passage ihrer Aufzeichnungen kann man so verstehen, dass sie für kurze Zeit sogar Priorin des Klosters war. Aber weil sie in keiner anderen Quelle als Priorin erscheint, bleibt dies unsicher. Im Alter von 40 Jahren wurde sie von ihrem Beichtvater ermuntert, ihre Erfahrungen aufzuzeichnen.

Sie vertiefte sich in Gebet, Lektüre, Kasteiung, Schweigen und Kontemplation. Dabei erlebte sie Begegnungen mit Christus, er erschien ihr als kleines Kind, als Freund oder als Bräutigam. Dies brachte sie zu Papier; andere Klosterbewohner sorgten für die Zusammenfassung zu einem Buch. Dabei ist klar, dass viele dieser Berichte künstlicher Natur sind – sie geben oft nicht das Erlebte genau wieder, sondern wollen Theologie und Frömmigkeit anschaulich darstellen. Wie viele Mystikerinnen entwickelte Christina ihre Visionen meistens nicht selbst, sondern schöpfte sie aus ihrer Lektüre. Dabei ist aber nicht zu bestreiten, dass sie durchaus immer wieder in Versenkung und Trance geraten ist.

Am bekanntesten ist Christinas Begegnung mit dem späteren Kaiser Karl IV., der auf der Durchreise das Kloster besuchte und sich von ihr segnen ließ. Andere baten sie um Rat oder um ihre Fürbitte. Schließlich wurde sie auch nach ihrem Tod ähnlich einer Heiligen verehrt.

Menschen kamen zu ihrem Grab in der Johanneskirche und beteten. Die Lage ihres Grabes ist heute nicht mehr bekannt. Ihre Familie ließ ein Reliefbild von ihrer berühmten Tochter auf dem Ebnerschen Epitaph in der Sebalduskirche in Nürnberg anfertigen.

Ein Teil der Texte Christinas ist in einem Sonderband des Vereins der Altnürnberger Landschaft zusammen mit einer Hinführung erschienen.
Da der Band vergriffen ist, wird der Text hier mit Zustimmung des Vereins wiedergegeben